Weiblichkeit erwacht in mir
Kindheit
Ich war gerne ein Mädchen. Ich wollte ins Ballet. Aber als Pubertierende habe ich mich eher hässlich und zu dick gefühlt. Meine Formations-Tanztrainerin nahm alle 14 Tage die Waage mit zum Training und liess mich bei einem best. Gewicht nicht bei den Showauftritten mittanzen. Das war schlimm für mich. Ich führte radikale Diäten durch die von Fressanfällen eingerahmt wurden.
Auch hatte ich als Jugendliche ein grosses Schamgefühl, mich nackt zu zeigen. Das war ja auch „unanständig“, wie meine Mutter betonte.
Gleichzeitig war ich begeistert von Taizé – einem ökumenisch-christlichem, multikulturellem Jugendzentrum. Viele Stunden verbrachte ich ab meinem 16. Lebensjahr mit meditativem Gesang und Gebet. Das hat meiner Seele sehr gut getan, mein Herz öffnete sich. Körperlich gehörte Sakraler Tanz und Gebärdengebete dazu.
Aber meine sexuelle Selbstwahrnehmung unterlag dem kirchlich-polarem Denken: Glauben ist gut, Sexualität ist schlecht – vor allem die uneheliche!
Schon die Sprache: „Ge-schlecht“, „die Scham“ als Bezeichnung für unseren weiblichen Unterleib prägte auch meine Erziehung. Mein Vater war da offener: Die besten Gespräche führte ich als Jugendliche mit ihm, wenn er in der Badewanne entspannte und kein Telefon in der Hand hatte. Ich sass dann angezogen neben der Wanne und hatte endlich mal seine volle Aufmerksamkeit. Das fühlte sich sehr natürlich und unkompliziert an zwischen uns Beiden.
So waren es dann auch anfänglich meine männlichen Freunde, die mich durch ihre Freude an mir und meinem Körper dahingehend unterstützten, ihn selbst auch mehr schätzen zu lernen.
In meinen Zwanziger und Dreissiger Jahren beschäftigte ich mich immer mehr mit mir und meinem weiblichem Körper und in diversen Selbsterfahrungsseminaren und psychologischen und körperorientierten Ausbildungen lernte ich u.a. meine Sexualität zu befreien und an mir selbst Freude zu haben. Manchmal stehe ich nackt vor meinem Spiegel und sage mir mit meinen 46 Jahren: „Martina, je älter du bist, desto schöner wirst du!“
Selbstliebe
Es ist die Selbstliebe, die da immer mehr erwacht.
Ich glaube, das ist ein wesentlicher Aspekt von erwachter Weiblichkeit: Einfach ja sagen zu mir, so wie ich bin. Körperlich, emotional und persönlich.
Mit dem sein, was ist, dh. auch die unangenehmen Gefühle aushalten, ja sogar –laut.
Weisheitslehrer Rumi - freundlich willkommen heissen wie Gäste in deinem Haus. Welch grosse Kunst des Seins!
In den Momenten, in denen ich ja zu mir sage, erscheint mein Licht heller und ich habe den Mut, es scheinen zu lassen. Einfach so, ohne Anstrengung.
Manchmal fragen mich dann Leute auf der Strasse, ob ich sie kennen würde, weil ich sie so anlächle. Dann fällt mir wieder auf, wie ungewöhnlich das ist, Menschen direkt in die Augen zu sehen.statt auf das Smartphone zu blicken.
Mich zeigen, wie ich bin
In meinen Erwachsenenbildungskursen baue ich das als Methode ein. Ich fordere die Menschen auf, sich einfach zu zeigen mit dem, was gerade da ist in ihnen, und sie sich sehen lassen. Gleichzeitig lade ich dazu ein, die andere Person wahrzunehmen, ohne zu bewerten und ohne sich selbst beim schauen zu verlieren. Das ist schwierig. und wenn es gelingt, dann spüre ich eine grosse Nähe, ja Liebesenergie im Raum.
Erwachte Weiblichkeit beinhaltet, authentisch sein mit dem, was ich gerade bin – nicht mehr, nicht weniger.
Ich wachse immer mehr an meiner Geschichte; und das, was mich damals in meinem vollen Lebendigsein einschränkte, wurde mir heute zur Medizin für die Welt verwandelt.
Mich verschenken
Genährte und authentische Frauen haben ein natürliches Bedürfnis, sich zu verschenken, weil ihr Kelch voll ist und überfliesst. Sie handeln nicht aus einer moralischen Haltung heraus, in der sie sich anstrengen, Gutes zu tun, weil z.B. Christen das so machen oder weil sie sich dadurch Liebe erkaufen.
Ihr Licht strahlt. Es scheint in einem sehr individuellem Farbton, der nicht vergleichbar ist mit dem Licht anderer Menschen. Einzigartig , wie jede Blume ihr spezielles Insekt anzieht, so zieht Jede von uns die Menschen an, die genau ihren Duft brauchen.
Wie M. Williamson in „A Return to Love“ schreibt, ist unsere grösste Angst nicht unsere Unzulänglichkeit, sondern unser Licht leuchten zu lassen.
Es ist die Angst vor unserer eigenen Grösse und die Angst vor dem Neid. Aus dieser Angst heraus habe ich mich oft in meinem Leben zurückgenommen und klein gemacht. Ich wollte so sein wie die Anderen, mich anpassen, lieb sein, um geliebt zu werden. In meiner weibliche Kraft zu leben heisst auch, meiner Herzensvision, meinem Auftrag nachzuspüren und ihn freudvoll umzusetzen.
Die/den AndereN wertschätzen
Wenn wir unser Licht leuchten lassen, dann geben wir dadurch auch Anderen die Erlaubnis, ihr Licht zu leben .
Weiblichkeit erwacht, wenn wir uns gegenseitig wertschätzen und unterstützen. Die Frauen und die Männer, statt uns gegenseitig zu kritisieren, zu korrigieren oder zu beneiden. Frauen, lasst uns aufhören, uns mit Anderen zu vergleichen! Wir werten entweder uns selbst oder die Andere dadurch ab. Es macht unglaublich viel Spass, Andere wertzuschätzen und zu unterstützen in dem, was sie zutiefst sind. Es macht uns selbst reicher.
In meiner Schosskraft zu Hause sein
Die feministische Bewegung hat uns Frauen aus unseren gesellschaftlich zugeschriebenen Rollen befreit. Dank ihr erhielten wir mehr Gleichberechtigung und äussere Freiheit. Viele Feministinnen stiegen dafür in Männerstiefel und kämpften mit klarem Geist und angespanntem Körper.
Erwachte Weiblichkeit geht den Weg in die „kraftvolle Entspannung“. Körperlich, mitmenschlich und seelisch. Es geht darum, bei mir selbst Heimzukommen und daraus Kraft zu schöpfen, um dann wie selbstverständlich unseren Raum auch im Aussen einzunehmen. Ich nenne das : „In meiner SchossKraft zu Hause sein“.
Körperlich heisst das, mich selbst zu bewohnen, präsent wahrzunehmen, was mein Körper braucht, um sich zu entspannen. Wichtig ist hier Zentrierung und Erdung.
In meinen Kursen für Frauen biete ich z.B. Stille und bewegte Meditationen an, Körperenergieübungen, Austausch, gegenseitige Massagen, Singen, Tanzen und vor allem Miteinander-Lachen. Das entspannt ungemein!
In meiner Praxis kann präsentes Zuhören schon entspannen, Bilderreisen, achtsame Innenschau, Tönen, Berührung. Durch solches Erleben aktiviert die Frau ihr Hormonsystem, und Oxytoxin, das Hormon, welches Entspannung und Wohlbefinden fördert, wird ausgeschüttet in ihrem Körper.
Wenn z.B. eine Klientin mit schmerzhaften sexuellen Erfahrungen zu mir kommt, dann biete ich ihr SchossRaumbegleitung an. Das ist eine ganzheitliche Begleitung in Gespräch, innerer Kind-Arbeit, Körperenergieübungen bis hin zu einer präsenten achtsamen Berührung ihres Körpers und Schosses (Yonimassage).
Im Körpergewebe speichern sich Erinnerungen, die durch achtsame präsente Berührung frei werden können, und die Gefühle kommen ins Fliessen. Hierbei gebe ich nicht den Bildern und Geschichten der Vergangenheit Raum zur Retraumatisierung, sonder lade ich ein, einfach im Hier und Jetzt mit dem Gefühl zu sein und es anzunehmen. Kein Gefühl bleibt lange, wenn es voll da sein darf. Es verändert sich wie das Wetter von Moment zu Moment.
In diesem Prozess erlebe ich viel Heilung – körperlich und emotional.
Je mehr ich als Frau in meinem Schoss entspanne, desto eher kann auch ein Mann ganz bei mir ankommen und Heimat finden. Männer die Heimat und Befriedigung finden sind friedfertiger. Friedensarbeit für die Welt beginnt in den Familien!
Frauen mit entspannten Schössen (gemeint ist hier der ganze Unterleib der Frau) entspannen auch leichter ihr Herz, sind freudvoller und stehen kraftvoll und aktiv in ihrem Leben. In ihrem Buch:“Vagina“ belegt Naomi Wolf diese Zusammenhänge wissenschaftlich.
Durch ihre Verbundenheit mit Mutter Erde spüren diese Frauen aber auch hautnah die Verletzungen der Erde und setzen sich für Naturschutz und Gerechtigkeit ein.
Eine „erwachte Frau“ weiss, dass nicht alles machbar ist. Sie fühlt einen tragenden Grund in ihrem Leben, welcher über sie hinausgeht und weiterträgt, wo ihre Kraft endet. Sie ist angebunden an diese göttliche Quelle lebendigen Seins.
Erwacht weiblich sein, bedeutet ...
In mir selbst präsent zu sein
Meine Gefühle wahrzunehmen und anzunehmen, wie sie im Moment sind
Mein Inneres zeigen, authentisch sein
Meinen Körper annehmen und lieben – genau so wie er ist
Meiner Sinnlichkeit Raum geben
Meine SchossKraft spüren und ausdrücken
Mich selbst nähren, um mich dann zu verschenken
Männer und Frauen gleichermassen wertschätzen und lieben
Meine Verantwortung zum Schutz von Mutter Erde wahrnehmen
Solidarisch handeln
Mich für das Göttliche öffnen und es durch mich scheinen lassen.